𝕄𝕦𝕤𝕚𝕜-𝔸𝕡𝕡𝕤 𝕗ü𝕣 𝔸𝕟𝕕𝕣𝕠𝕚𝕕 & 𝕚𝕆𝕊 – 𝕟ü𝕥𝕫𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖 𝕦𝕟𝕕 𝕜𝕣𝕖𝕒𝕥𝕚𝕧𝕖 𝕋𝕠𝕠𝕝𝕤 𝕗ü𝕣 𝕕𝕖𝕟 𝔸𝕟𝕗𝕒𝕟𝕘
Da Smartphones ohnehin unsere ständigen Begleiter sind und auch Tablets/iPads in vielen Haushalten existieren, kann man sie ja auch fürs Üben, Musikmachen oder Unterrichten nutzen. In diesem Text möchte ich euch ein paar interessante Apps vorstellen, mit denen man Atmosphären kreieren, Beats bauen und Musik produzieren kann. Darunter finden sich ein paar nützliche Tools fürs Songschreiben, Entwürfe festhalten, Üben, Musik spielen und Unterrichten.
Ich beschäftige mich seit etwa eineinhalb Jahren mit dem Thema. Apps nutze ich oft für meine musik- und medienpädagogische Tätigkeit, einige auch für meine eigene Musik. Da es natürlich eine unübersichtliche Menge an Programmen gibt und immer wieder neue Releases kommen, kann es sein, dass ich die beste Variante noch gar nicht kenne. Also lasst gern Kommentare oder Nachrichten da, wenn ihr noch was Gutes wisst oder Ergänzungen habt!
Grundsätzlich: Probiert euch am besten mit Spielfreude durch die Apps!
Da dies ein Erfahrungsbericht und keine Werbung ist, sind auch keine Links zu App-Stores im Text. Die Apps findet ihr aber leicht über die jeweilige Suchfunktion.
𝐀𝐧𝐝𝐫𝐨𝐢𝐝 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐢𝐎𝐒?
Apple-Geräte haben ja den Ruf, dass sie für Kreativanwendungen besonders gut geeignet sein sollen. Das stimmt für die mobilen Geräte in Bezug auf Musik v.a. in dem Sinne, dass iPads und iPhones eine so geringe Latenz (Verzögerung) haben, dass der Arbeitsfluss nicht gestört wird. Das heißt z.B.: Wenn man zu einem Song auf dem iPad z.B. Percussion oder Schlagzeug spielen möchte, passiert das für unsere Wahrnehmung in Echtzeit. Bei Android-Geräten, wie den sehr verbreiteten Samsung-Smartphones oder -Tablets gibt es i.d.R. Verzögerungen beispielsweise zwischen dem Antippen einer Schaltfläche und dem Klang, die den Einsatz als Musikinstrument extrem stören. Aber es gibt ja auch noch andere Anwendungsgebiete.
Ich nutze mein iPad im Grunde ausschließlich fürs Musikmachen. Für den Alltag und fürs Unterrichten bin ich v.a. mit meinem Android-Smartphone unterwegs, deshalb kenne ich Apps aus beiden Systemen.
𝐀𝐩𝐩: 𝐀𝐭𝐦𝐨𝐬𝐩𝐡𝐞𝐫𝐞
• System: Android und iOS
• Beschreibung: Es gibt mehr als 70 Sounds und Melodieschnipsel in Sets wie Wald, Stadt, Unterwasser, Oriental, die man innerhalb des jeweiligen Sets (z.B. verschiedene Wald-Sounds) oder auch untereinander zu Atmosphären kombinieren kann (also z.B. Uhu mit Mönchsgesang und Straßenrauschen).
• Anwendungsideen: Einfaches Tool, um mit Soundkombinationen zu spielen und Atmosphären auszuprobieren, z.B. als Begleitung/Intro/Outro für Songs oder für Hörspiele. In der Android-Version kann man auch eigene Sounds importieren, diese sind aber nicht so flexibel nutzbar, wie die vorinstallierten, da sind Soundpads besser geeignete Apps.
• Grenzen: Hat gern mal was von Klischee-Meditationsmusik, also eher als Experimentierfeld oder individuelles Entspannungstool.
• Kosten: Kostenlos
𝐀𝐩𝐩: 𝐒𝐨𝐮𝐧𝐝𝐩𝐚𝐝
• System: iOS und Android
• Beschreibung: In Soundpads kann man eigene Sounds aufnehmen oder aus der eigenen Mediathek laden, übersichtlich anordnen und per Knopfdruck abspielen. Ein bisschen wie die Knöpfe bei TV total damals. Es gibt viele Soundpad-Apps, wichtig finde ich dabei, dass man sie selbst kürzen kann und dass man für die einzelnen Sounds wählen kann, ob die nur einmal oder im Loop-Modus wiederholt abgespielt werden.
• Anwendungsideen: Supergutes Live-Tool für Theater, auch schon genutzt für Hörspielprojekte mit Kindern, für kleine Soundsafaris oder für Live-Musik, bei der externe Sounds, Instrumentalschnipsel, Sprache o.ä. schnell und unkompliziert eingespielt werden sollen.
• Nachteil: Manche Apps mit Werbeunterbrechung
• Kosten: Kostenlos
𝕄𝕦𝕤𝕚𝕜𝕡𝕣𝕠𝕕𝕦𝕜𝕥𝕚𝕠𝕟: 𝔻𝔸𝕎 – 𝔻𝕚𝕘𝕚𝕥𝕒𝕝 𝔸𝕦𝕕𝕚𝕠 𝕎𝕠𝕣𝕜𝕤𝕥𝕒𝕥𝕚𝕠𝕟
𝐀𝐩𝐩: 𝐆𝐚𝐫𝐚𝐠𝐞𝐛𝐚𝐧𝐝
• System: iOS
• Beschreibung: Garageband (ein wirklich unglaubliches Programm):
◦ kann aufnehmen (internes Mikro geht zwar, aber eine Soundkarte zum Anschluss von Instrumenten oder Mikrofonen ist auf jeden Fall ratenswert)
◦ hat (manchmal etwas versteckt) eine Menge Effekte, Amp-Simulationen und Einstellungsmöglichkeiten
◦ beinhaltet Midi-Instrumente (tolle Keyboardsounds, verschiedene Schlagzeugsets, Gitarre, Bass, Streicher, ein paar ungewöhnlichere Instrumente)
◦ verfügt über einen Sampler (Sounds aufnehmen und über die Klaviatur in verschiedenen Tonhöhen/Tempi nutzen)
◦ bietet automatische Drummer und Begleitpatterns für verschiedene Instrumente (da fragt man sich ein bisschen, wozu man eigentlich sein Instrument so viel übt)
◦ hat einen Beat Sequencer zum Programmieren von Beats
◦ kann mehrere Spuren mixen
◦ kann mit anderen Apps interagieren (hab ich noch nicht genutzt)
◦ …
• Anwendungsideen: Ein großartiges Tool für den Anfang und auch einige fortgeschrittene Anwendungen im Feld der Musikproduktion. Wunderbar, um einfach und schnell Entwürfe festzuhalten und Vorabversionen fürs Studio oder Mitmusiker*innen zu erstellen, also um hörbar zu machen, wie etwas klingen soll. Auch toll, um Backing-Tracks zum Üben zu bauen.
• Grenzen: Irgendwann erkennt man die Sounds in der Hintergrundmusik von Dokumentationen wieder. Man nähert sich unweigerlich der sterileren Klangästhetik von Musik aus dem Computer an. Ungewöhnlichere Taktarten sind leider nicht einstellbar.
• Kosten: Kostenlos
𝐀𝐩𝐩: 𝐖𝐚𝐥𝐤 𝐁𝐚𝐧𝐝
• System: Android
• Beschreibung: Walk Band ist wie eine extrem vereinfachte Variante von Garageband:
◦ Klaviatur mit ein paar Sounds und Akkordspiel
◦ Gitarre/Bass/Schlagzeug/Drumpads mit ein paar Sounds
◦ Multitrack-Synth für Entwürfe oder Aufnahmen
◦ Trommelsynthesizer
• Anwendungsideen: Ich nutze es im Grunde nur, um schnell Beats für den Unterricht oder fürs Üben zu programmieren, die ich als netteres Metronom nutze oder um mir einen Ton für ein Lied zu holen (dafür gehen aber auch ganz simple Klavier-Apps). Einfache Backing-Tracks kann man damit sicherlich auch erstellen oder ganz simple Entwürfe. Das löse ich persönlich aber eher anders.
• Grenzen: Ehrlichgesagt ist man frustriert, wenn man die Möglichkeiten von Garageband kennt. Gleichzeitig sollte man natürlich dankbar sein für kostenlose Software. Die Latenz erschwert vernünftiges Spielen auf dem Touchpad sehr. Supernervige Werbeunterbrechungen. Nur sehr wenige Einstellmöglichkeiten.
• Kosten: Kostenlos mit Werbeunterbrechungen – habe die 7,49€-Pro-Version bisher noch nicht probiert.
𝐀𝐩𝐩: 𝐢𝐑𝐞𝐚𝐥 𝐏𝐫𝐨
• System: iOS und Android (Ich kann hier nur über die Android-Version schreiben)
• Beschreibung: Akkordsheets selbst schreiben oder aus dem Forum laden (v.a. Jazzstandards und Anverwandtes). Das Programm spielt auf Basis der Sheets automatische Begleitungen in verschiedenen Musikstilen, Instrumente lassen sich anpassen.
• Anwendungsideen: Großartiges Tool zum Üben oder Unterrichten! Super zum Einsingen, damit man sich nicht selbst begleiten muss, sondern auf die Stimme konzentrieren kann (gilt sicher auch für Melodieinstrumente) oder zum Improvisieren oder Üben von Songs/Melodien. Fürs Unterrichten ist es mitunter nützlich, nicht selbst zu begleiten, sondern das über einen flexiblen Backing-Track machen zu lassen, bei dem man Tempo, Wiederholungen, bestimme Abschnitte, Stil, Instrumentierung einstellen kann.
• Grenzen: Die Sounds der Instrumente sind nicht wirklich bühnentauglich, klingt eben nach Midi. Alles jazzlastig auch in den Begleitstilen. Ich denke nur mit etwas musiktheoretischem Wissen und Jazzaffinität lohnt sich das Geld.
• Kosten: 14,99€
𝐖𝐚𝐬 𝐠𝐢𝐛𝐭 𝐞𝐬 𝐧𝐨𝐜𝐡 𝐬𝐨?
Hier noch eine kleine Liste zur Inspiration, was mir noch so über den Weg gelaufen ist. Bei vielem gibt es soweit ich weiß nicht die eine supertolle App, sondern man muss ein bisschen rumprobieren, welche einem gefällt und ggf. auch mal ein paar Euro investieren:
• Vocal Warm Up/Einsingen
• Tuner/Stimmgerät
• Metronom
• Shazam: Songs, die gerade irgendwo laufen, erkennen lassen
• Kalimba/Sansula/Oval Synth (ist eher bei iOS-Geräten sinnvoll nutzbar)
• Loopify/Looper
• diverse Stimmverfremdungs-Apps oder besondere Instrumente und Sounds
𝐙𝐮𝐫 𝐀𝐮𝐭𝐨𝐫𝐢𝐧: In einem Seminar der Fortbildung für Elementaren Musik- und Bewegungspädagogik (EMP) probierte Maria Schüritz 2020 erstmals verschiedenste Musik-Apps aus. Diese Erfahrung beeindruckte die Singer-Songwriterin nachhaltig, sodass sie zunehmend Apps in ihren Unterricht einbindet. Im Frühjahr 2021 produzierte sie mithilfe von Garageband sieben Tracks für zeitgenössischen Tanz für das Projekt WENDEpunkt von TanzArt Kirschau, das mit einem LEADER-Preis ausgezeichnet wurde. Am 15. Januar 2022 erscheint ihre audiovisuelle EP „Turbulent innehalten“. Die Musik dafür entstand am iPad, das Videomaterial wurde ausschließlich mit dem Smartphone gedreht. Diese EP ist das Ergebnis eines Arbeitsstipendiums der Stadt Leipzig